Fenster widerstehen brachialer Gewalt
Das Unternehmen aus Ravensburg bietet neben dem Verkauf von Aufsperrwerkzeugen auch Schulungen an. Die Zielgruppen sind dabei u.a. Polizei und Feuerwehren, die bei Notfällen auch mal schnell in verschlossene Häuser und Wohnungen kommen müssen. Vor 230 Teilnehmern demonstrierte er beeindruckend, wie schnell sich Türen und Fenster in allen Materialgruppen öffnen lassen und welche Techniken und Tricks dabei angewandt werden. Wie man sich effektiv gegen ungewollte „Besucher“ schützen kann, erzählte er uns im exklusiven Interview. Redaktion: „Herr Siegel, welche Tipps haben Sie, um Fenster und Türen sicher zu machen?“ Herr Siegel: „Einbrecher nehmen sich laut polizeilichen Statistiken für einen Einbruch nicht mehr als 5 Minuten Zeit. Deswegen sollten mechanische Sicherungen diese Widerstandszeit erreichen. Dafür ist immer ein Verbund aus verschiedenen Sicherungen notwendig.“ Türen:
- Mehrfachverriegelung
- Bandseitensicherung
- hochwertiger Zylinder mit Kernziehschutzbeschlag
- kein Überstand beim Zylinder
Fenster:
- Pilzkopfverriegelung
- geprüfte Sicherheitsschließteile
- abschließbarer Fenstergriff mit einer Abscherkraft von 200Nm
- Verbundsicherheitsglas, wo es erforderlich ist
- Fenster, die der RC2 Norm entsprechen
Redaktion: „Welche Öffnungstechniken werden am häufigsten von Kriminellen angewendet?“ Herr Siegel: „Die häufigste Tätervorgehensweise ist das Aufhebeln von Fenstern und Türen. Dem Einbrecher ist es dabei egal, ob er Beschädigungen am Objekt hinterlässt oder nicht. Schlüsseldienste und Feuerwehren hingegen versuchen den Schaden an Türen und Fenstern minimal zu halten und benötigen deswegen spezielle Werkzeuge, um dies zu bewerkstelligen. Äußerst selten werden Aufsperrwerkzeuge auch von Kriminellen verwendet, um sich Zutritt zu Gebäuden zu verschaffen.“ Weitere Öffnungstechniken sind:
- Rausziehen des Zylinderkerns mit speziellen Ziehwerkzeugen
- Brechen eines überstehenden Zylinders mithilfe eines Knackrohrs
- Abscheren des Fenstergriffs durch Fensterstechen oder Fensterbohren
Redaktion: „Was sind die Schwachstellen in der mechanischen Sicherung?“ Herr Siegel: „Eine klassische Schwachstelle ist die anfällige Sicherheitstechnik:
- minderwertige Schließzylinder in Türen
- Türen ohne Mehrfachverriegelung
- Fenster ohne abschließbare Fenstergriffe
- fehlende Bandseitensicherung
- mangelhafte Pilzkopfverriegelung und Schließstücke
- schlechte/keine Verankerung der Gitterroste bei Schächten
Mein Tipp: Planer und Architekten sollten mechanische Sicherungsmittel von vornerein und intensiver in ihre Planungen einbeziehen, um den Tätern das Leben schwer zu machen.“ Anmerkung der Redaktion: Natürlich hatten wir an diesem Tag auch ein RC2 Fenster zur Prüfung parat. Herr Siegel wurde von Bernhard Helbing gebeten, sich auch an diesem Fenster zu probieren und das Ergebnis: Das Fenster aus Bad Langensalza widerstand brachialer Gewalt!